Aus dem Alltag einer Cybersicherheitsexpertin: Interview mit Manuela Martin
5. März 2025

Foto: BWI GmbH, Xandra Herdieckerhoff
Manuela Martin ist Senior Fachreferentin beim Computer Emergency Response Team (CERT) BWI. Im Bereich IT Security ist sie verantwortlich für das strategische Lagebild sowie das Notfall Management. Im Interview erklärt sie uns, wie sie zur IT-Sicherheit kam, wie ihr Berufsalltag aussieht und was Frauen mitbringen sollten, die ebenfalls über eine Karriere in diesem Bereich nachdenken. An alle interessierten Frauen appelliert sie, ebenfalls den Schritt in die noch von Männern dominierte IT-Sicherheit zu wagen.
Hallo Manuela, wir freuen uns, dass du Teil unserer Interviewreihe bist. Wie lief dein Weg in die Cybersicherheit ab? Und warum hast du dich damals für eine Karriere in diesem Bereich entschieden?
Nach dem Abschluss meines Studiums als Diplom-Kauffrau bin ich zunächst im IT-Bereich eingestiegen. Nachdem ich bereits fünfzehn Jahre lang als Consultant im Bereich Business Intelligence und Datenbanken tätig war, wurde mir dann die Möglichkeit angeboten, in die Cybersicherheit zu wechseln. Ich bin schon immer ein wissbegieriger Mensch gewesen, der immer neue Herausforderungen gesucht hat. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, was ein CERT genau tut – Inzwischen ist es schon zehn Jahre her, dass ich im CERT eingestiegen bin. Zur Cybersicherheit kam ich also als Quereinsteigerin.
Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung? Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag als Senior Fachreferentin CERT aus?
CERT steht für Computer Emergency Response Team. Das CERT ist ein Team von IT-Sicherheitsfachleuten, die bei der Lösung konkreter IT-Sicherheitsvorfälle als Koordinator*innen mitwirken. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in diesem Bereich sowie im SOC (Security Operation Center) entschloss ich mich, von der Führungskraft CERT/SOC zur Senior Fachreferentin CERT BWI umzusteigen und bin hier nun seit Anfang Juni dieses Jahres tätig. Das Fachwissen, das ich mir in sieben Jahren als Führungskraft im SOC aneignen konnte, welches ich mit neuem Personal und Aufgaben aufgebaut habe, hilft mir in der Position als Senior Fachreferentin enorm weiter und war auch der Grund für den Wechsel in eine Fachlaufbahn. Gemeinsam mit den Kolleg*innen kann ich nun mein gesammeltes Wissen operativ umsetzen und meine Erfahrungen auf Arbeitsebene teilen und weitergeben. Zuständig bin ich vor allem für das Thema „strategisches Lagebild“ und darüber hinaus auch im Notfall Management mit tätig.
Unternehmen, die kritische Infrastrukturen oder Dienstleistungen für kritische Systeme betreiben, müssen eine Vielzahl an Maßnahmen umsetzen, um die Resilienz in Bezug auf IT-Sicherheit zu verbessern. In meinem Arbeitsalltag setze ich mich daher besonders mit den Zielvorgaben der BWI für das Thema IT-Sicherheit auseinander. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen ist es wichtig, konkrete Key Performance Indikatoren (KPI) zu definieren, das gilt auch für das strategische Lagebild. Mithilfe dieser KPI’s kann die BWI den Fortschritt und Erfolg der Zielvorgaben bewerten und messbar machen. So kann die BWI etwa Möglichkeiten prüfen, IT Sicherheitsvorfälle noch schneller zu erkennen, beispielsweise mithilfe automatisierter Prozesse. Um diese Maßnahmen umsetzen zu können, benötigt sie die KPI’s also als konkrete Messzahlen. Hier komme ich mit ins Spiel und setze mich damit auseinander, welche konkreten Daten und KPI’s für die Zielvorgabe der Verbesserungen der Schnellerkennung und Bearbeitung von Sicherheitsvorfällen benötigt werden. Damit fungiere ich als Vermittlerin zwischen der IT und der oberen Führungsebene, die für das strategische Lagebild aussagekräftige Daten, Zahlen und Fakten benötigt.
Welche Dinge reizen dich an deinem Job besonders?
Ich mag es, immer wieder neu herausgefordert zu werden und mich auch mit neuen Technologien und Verfahren auseinandersetzen zu müssen. Dass meine Tätigkeiten sehr abwechslungsreich sind, reizt mich daher besonders, denn es erweitert den eigenen Horizont immer wieder aufs Neue.
Welche Skills/Fähigkeiten sind als Senior Fachreferentin CERT besonders wichtig? Was sollten andere interessierte Frauen noch über den Beruf wissen?
Als Senior-Fachreferentin sind praktische Erfahrungen in der IT-Sicherheit sehr wichtig. Meine Aufgaben decken sehr viele Themen ab, beispielsweise, wie ein SOC aufgebaut werden kann, um der BWI, aber auch unseren Kunden bei der Umsetzung unterstützend und beratend zur Seite stehen zu können. Für diese Tätigkeit ist ein breites fachliches Wissen notwendig. Ein Grundverständnis über Begriffe wie Malware, Phishing und Ransomware sollte vorhanden sein. Darüber benötigt es ein Gespür dafür, aus den vorhandenen Informationen Erfolge und Verbesserungspotentiale zu analysieren und diese an die Fachbereiche kommunizieren zu können.
Dein Rat an andere Frauen oder Mädchen, die über einen (Quer-)Einstieg in die Cybersicherheit nachdenken?
Wer über einen Einstieg in die Cybersicherheit nachdenkt, sollte offen für neue Themen sein und keine Scheu haben, sich immer wieder mit neuen Aufgaben zu beschäftigen. Das Feld der Cybersicherheit ist stets im Wandel, daher erfordert der Beruf auch, über den Tellerrand zu schauen und den eigenen Horizont immer wieder zu erweitern. Wer bereit dazu ist und eine Wissbegierde mitbringt, für den könnte ein Einstieg oder Quereinstieg interessant sein. Zwar ist das Aufgabenspektrum sehr umfangreich, aber auch sehr interessant. So umfangreich das Thema hinsichtlich Fachwissen ist, ist es dennoch nicht unmöglich, auch als Quereinsteiger*in hier seinen Platz zu finden. Wenn man ein großes Interesse mitbringt, wächst man auch sehr schnell in das Thema Cybersicherheit hinein.
Frauen sind aktuell in der Cybersicherheit leider noch unterrepräsentiert. Was muss sich aus deiner Sicht ändern, damit mehr Frauen den Schritt in die Branche gehen? Gibt es in deiner Organisation spezielle Initiativen, die sich für die Förderung des Frauenanteils in technischen Berufen einsetzen?
Viele in der Cybersicherheit tätige Frauen verstecken sich als Person noch zu sehr hinter Männern, die bisher die Branche dominieren. Es ist wichtig, dass Frauen sich ebenso zeigen und ihr Wissen an die Öffentlichkeit weitergeben.
In der BWI gibt es Programme, um sich in der Cybersicherheit fortzubilden, was eine sehr gute Grundlage für den Quereinstieg in dieses Themenfeld bietet. Hier kann man sein Wissen auf vielseitige Weise erweitern, sei es durch Schulungen oder auch durch ein IT-Security Studium. Die BWI macht sich immer wieder auf unterschiedlichen Veranstaltungen stark für Frauen in der Cybersicherheit. So sind wir beispielsweise auch bei der CYBERWOMAN, einem Event für den fachlichen Austausch von, mit und für Frauen in der IT-Sicherheit, vertreten. Aber auch an der herCAREER und vielen weiteren Events nimmt die BWI regelmäßig teil und nutzt in diesem Rahmen die Chance, Frauen für das Thema zu begeistern und Interessentinnen zu finden, die gemeinsam mit der BWI den Weg in die IT-Sicherheit gehen möchten.
Vielen Dank für diese spannenden Einblicke in deinen Berufsalltag bei der BWI, liebe Manuela. Du hast ebenfalls Interesse am Bereich IT-Sicherheit oder bist neugierig auf eine Karriere bei der BWI geworden? Dann findest du hier alle wichtigen Infos: BWI – IT für Deutschland | Karriere: Cyber Security Jobs